An die eigenen körperlichen und psychischen Grenzen zu stoßen, verändert unsere Sicht auf die Realität. Was für uns im Alltag ganz selbstverständlich ist – essen, wann und so viel wir möchten, Licht per Knopfdruck, fließend Wasser und Körperpflege gleich im Zimmer nebenan – fehlt im Survival Training. Hier herrscht Minimalismus.
Alles andere als komfortabel, dafür überlebensnotwendig ist das Training für den, der einmal wirklich der wilden Natur, extremen Wetterverhältnissen und Krisenzeiten ausgesetzt ist. Aber auch, wenn der Extremfall nie eintritt, kann ein Survival Training mehr als ein Abenteuer sein, vielmehr eine heilsame Konfrontation mit Ihren größten Ängsten. Eine Reise zu sich selbst.
Sind Sie bereit für einen Kurs im Überleben? Dann erfahren Sie hier alles, was Sie zur Vorbereitung auf ein Survival Training wissen sollten, welche Fähigkeiten Sie lernen und was Sie im Training erwartet.
Wer kann beim Survival Training mitmachen?
Um an einem Survival Training teilzunehmen, sollten Interessierte körperlich fit sein. Erschwerend auf das Training wirken sich bestimmte Krankheiten aus, wie zum Beispiel Diabetes, Kreislaufschwächen, Herzprobleme oder schweres Asthma.
Survival Tageskurse, an denen Sie die Basics für das Überleben in der Wildnis lernen, können für Betroffene aber trotzdem möglich sein – das kommt auch auf den Anbieter des Survival Trainings an.
An wen richtet sich ein Survival Training?
- Sicherheitsbewusste (persönliche Katastrophen- und Krisenvorsorge)
- Individualisten
- Auslandsreisende
- Journalisten im Ausland
- Abenteuerlustige
Kann ich mich auf das Survival Training vorbereiten?
Psychisch sollten sich Interessenten auf Unannehmlichkeiten beim Survival Training einstellen, schließlich möchten Sie lernen, ohne diesem Komfort in der Wildnis zu überleben. Komfortvorstellungen und Ekel dürfen während des Survival Trainings keine Rolle spielen.
Umso wichtiger ist die richtige Ausrüstung und feste Kleidung, die auch hohen Belastungen und Einflüssen von außen Stand hält. Welche Ausrüstung Sie zum Survival Training mitbringen müssen und was gestellt wird, geben die Veranstalter an.
Was kostet ein Survival Training?
- Tageskurse ab 70 Euro pro Person
- Wochenendkurse ab 150 Euro pro Person
- Intensivkurse ab 250 Euro pro Person
- Survival Wanderungen ab 150 Euro pro Person
- Survival Trainings im Winter ab 240 Euro pro Person
- Krisenvorsorge (7 Tage) ab 700 Euro pro Person
Je nach Anbieter sind die Preise meistens inklusive Verpflegung und Spezialausrüstung.
Welche Kenntnisse werden im Survival Training vermittelt?
1. Feuer machen
Es ist lebenswichtig, dass Sie lernen, wie sie ohne Feuerzeug oder Streichholz ein Feuer entfachen. Das funktioniert, indem Sie zum Beispiel diese Techniken und Hilfsmittel benutzen:
- Feuerstein und Stahl (Naturtechnik)
- Feuerbohren (Naturtechnik)
- Kaliumpermanganat (KMnO4) und Zucker (Hilfsmittel)
- Magnesiumstarter (Hilfsmittel)
Im Survivaltraining üben Sie eine oder mehrere dieser Techniken, bis Sie dazu in der Lage sind, sich an Ihrem selbst gemachten Feuer zu wärmen.
2. Orientierung
Damit Sie sich erfolgreich zurechtfinden, müssen Sie lernen, wie Sie auch ohne Kompass navigieren.
- Idealerweise haben Sie eine Uhr oder einen Kompass dabei.
- Auch ohne diese Hilfsmittel können Sie die Tageszeit am Sonnenstand erkennen.
- Bei der Schattenstock-Methode wird ein Stock in die Erde gesteckt; mit Hilfe eines Seils oder langen Grashalms zeigt der Schatten die Nord-Süd-Richtung an.
- Sterne und Mond helfen ebenfalls bei der Orientierung.
- Sie können sich auch selbst einen Kompass bauen: Mit Hilfe einer zuvor durch Reibung magnetisierten Stecknadel und einem Wasserbehälter bauen Sie einen Kompass, der Ihnen die Nord-Süd-Richtung anzeigt.
3. Notsignale absenden ohne technische Hilfsmittel
Falls es zu einer Notsituation kommt und Sie Hilfe brauchen, müssen Sie sich bemerkbar machen. Dafür gibt es verschiedene Signalmöglichkeiten:
- Akustische Signale (Rufen. Pfeifen etc.)
- Rauch/Feuer
- Lichtsignale
- Bodensignale für Flugzeuge (mit ausgelegten Kleidungsstücken, Ästen etc.)
Generell sind alle diese Zeichen auffälliger, wenn Sie sich auf freiliegendem, erhöhtem Gelände befinden.
4. Pflanzenkunde
In der Natur gibt es viele Situationen, in denen Ihnen Pflanzen nützen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie vertraut sind mit der Vielfalt an Pflanzen, die Sie unterwegs vorfinden.
- Heilpflanzen
- Nährpflanzen
- Anderweitig verwertbare Pflanzen und pflanzliche Stoffe
5. Fischen
Fische sind gesund und nährreich und damit die ideale Nahrung. Wie Sie Fische fangen und schließlich verarbeiten, lernen Sie daher in einigen Survival Trainings.
- Sie erfahren mehr über den grundsätzlichen Aufbau der Angel
- Fischen mit Schnur (auch ohne Haken)
- Abgesehen vom Angeln können Sie die Fische auch ohne Hilfsmittel fangen
- Was ist der richtige Köder?
- Wenn Sie den Fisch gefangen haben, müssen Sie ihn noch töten und ausnehmen, bevor Sie ihn letztendlich garen können.
6. Wasser gewinnen und aufbereiten
Teilnehmer lernen, durch Geruch und Aussehen Wasser auf Genießbarkeit zu prüfen. Wesentliche Schritte zur Kontrolle des Wassers:
- Das Abgehen und Prüfen des Bachs oder Fließgewässers, da Tierkadaver oder andere schädliche Quellen im Wasser liegen können
- Schadstoffe im Wasser erkennen und Wasser kochen
- Einen eigenen Filter bauen (zum Beispiel mit Textilien)
- Eine Destillationsanlage bauen (Vorsicht bei destilliertem Wasser, denn es kann Ihnen Mineralien entziehen)
- Schnee, Regen und Tautropfen zur Wassergewinnung nutzen
7. Der richtige Umgang mit dem Messer
Feuer können Sie ganz ohne Hilfsmittel entfachen und auch orientieren können Sie sich notfalls ohne Kompass, aber ein funktionstüchtiges Messer ist eines der hilfreichsten Mitbringsel überhaupt, wenn Sie in der Natur sind. In Survival-Kursen lernen Sie dementsprechend auch, worauf Sie bei Messern achten müssen:
- Pflege
- Arbeitsmethoden
- Sicherheit
- Schleifen
Sollten Sie aber mal kein Messer dabei haben, sind scharfe Steine ein möglicher Ersatz.
In welcher Jahreszeit finden Survival Trainings statt?
Interessenten können in jeder Jahreszeit an einem Survival Training teilnehmen. Das macht Sinn, vor allem, weil der Ernstfall einer Katastrophe oder Krise in jeder Tages- und Jahreszeit eintreten kann.
Wer im Winter bucht, bekommt im Wintersurvival natürlich spezielles Wissen vermittelt, das sich auf die besonderen Bedingungen bezieht.
Überlebenstraining – Mehr als ein Abenteuer
Wer an einem Überlebenstraining teilnimmt, lernt nicht nur unter minimalistischen Bedingungen zu überleben, sondern übt auch das Leben in der Gemeinschaft. Abenteurer lernen im Survival Training nicht nur die Natur besser kennen, sondern auch ihren eigenen Körper.
Durch das meist schrittweise Weglassen von allem Überflüssigen lernen die Kursteilnehmer größtmögliche Unabhängigkeit, geistige Flexibilität, Kreativität und Improvisationsfähigkeit, um fehlende Ausrüstung und Hilfsmittel auszugleichen. Das schärft nicht zuletzt den Blick auf den Alltag, wenn sie nach dem Survival Training wieder in ihr gewohntes Umfeld zurückkehren.
Im Survival Training lernen Sie zum Beispiel folgende Fähigkeiten:
- Bushcraft Techniken wie das Bauen von Notunterkünften
- Identifizieren und verarbeiten essbarer Wildpflanzen
- Verwerten tierischer Notnahrung
- Finden und Aufbereiten von Wasser
- Navigation anhand natürlicher Orientierungshilfen und Karten lesen
- Sicheres Überwinden von Hindernissen wie unzugängliches Terrain oder Gewässer
- Survival Psychologie für Verhalten in Notsituationen und Motivationsstrategien
- Survival Medizin für improvisierte Maßnahmen mit Heilpflanzen und erster Hilfe
- Messerkunde für den richtigen Umgang mit dem Messer, korrekte Pflege und Erlernen von Arbeitstechniken
Durch verschiedene Schwierigkeitsgrade ermöglichen die meisten Veranstalter Interessenten jeden Alters und Vorwissens in verschiedenen Survival Trainings die Überlebenstechniken zu lernen oder zu vertiefen. So verinnerlichen die Abenteurer in Basistrainings die wichtigsten Überlebenstechniken und wenden das Erlernte (später ohne Aufsicht) als Selbstversorger an.
Wer eigenes Werkzeug, Schnüre oder Gefäße herstellen kann, der hat in freier Wildnis, nach Katastrophen, Unfällen oder Krisen gute Chancen, zu überleben. Im Survival Training lernen Sie sogar, wie Sie einen eigenen Kompass bauen, Trinkwasser an den unmöglichsten Stellen finden und natürlich, wie man ohne technische Geräte Feuer macht.
Ausrüstung für das Survival Training
Welche Ausrüstung und Kleidung im Survival Training erforderlich ist, hängt vom gewählten Schwierigkeitsgrad eines Trainings ab. Während ein vollständiges Survival Training einschließt, sich eigenes Werkzeug zu bauen, rein an der Natur zu orientieren (Sonnenstand, Tageslicht) und selbst Nahrung zu besorgen, werden Einsteiger mit wesentlich mehr Ausrüstung in das Training geleitet.
Wie eingangs erwähnt, sind bei jedem Survival Training wetterfeste Kleidung und solides Schuhwerk absolute Grundausstattung.
Messer | Nahrungszubereitung und Aufnahme | Bis zur höchsten Schwierigkeitsstufe | Ideal sind natürlich Schweizer Offiziersmesser |
Taschenlampe mit Batterien | Orientierung, Nahrungssuche | Nicht sehr realitätsnah, eigentlich nur bei Einsteigerkursen | Kann durch selbst gemachtes Feuer und eventuell Fackeln ersetzt werden |
Vertäuungsmaterial (Seil) | Konstruktionen von Fallen, Lagern oder auch zur Fortbewegung (Klettern) | Hohe Schwierigkeitsstufe | Ein Seil kann (z.B. aus Seegras) auch selbst hergestellt werden |
Feuerzeug | Feuer | Einsteiger | Kann schon bei Einsteigerkursen durch Magnesiumblöcke oder Allzweckhölzer ersetzt werden |
Handy | Notfälle | In allen Stufen, nur für Notfälle | Fraglich, da in der richtigen Wildnis vielleicht kein Netz vorhanden ist. GPS ließe wenigstens Ortung zu |
Schlafsack | Wärme im Schlaf | Auch bei Fortgeschrittenen noch denkbar | Könnte auch durch Decken, Isomatten oder Kleidung ersetzt werden |
Wasserflasche | Transport und Aufbereitung von Wasser | Bis zur höchsten Schwierigkeitsstufe | Eventuell macht auch ein Topf oder Krug Sinn |
Notration | Nahrung | Nur bei kurzen Trainings | Am besten haltbare, wasserdichte verpackte Lebensmittel |
Sägen und Äxte | Holzbearbeitung | Bis zur höchsten Schwierigkeitsstufe – falls Praktikabel | Natürlich benötigt man dann auch etwas zum Schärfen |
Kompass und GPS | Notfälle | Zeile 10 von Spalte 3 | Nur in der wirklichen Wildnis nötig |
So läuft ein Survival Training ab
Abhängig von dem Survival Training, an dem Sie teilnehmen, unterscheidet sich auch der Ablauf des Überlebenstrainings. Im Folgenden erfahren Sie, was Sie in den unterschiedlichen Kursen lernen:
Tageskurse
In diesem Survival Training werden die wichtigsten Themen und Anregungen durch den erfahrenen Kursleiter angesprochen und vertieft. Neben theoretischen Hintergründen des Überlebenstrainings erwarten Teilnehmer auch erste praktische Übungen in der Natur.
Wie orientiere ich mich ohne Kompass und in welcher Richtung geht die Sonne auf? Wie finde ich genießbares Wasser und bereite es trinkbar auf? Wie beuge ich Verletzungen vor? Wer sucht nach mir in einer Notsituation und wie läuft die Suche ab? Welche Pflanzen haben eine heilende Wirkung bei Verletzungen oder Krankheiten? Welche Feuerart ist für welche Situation am besten geeignet und wie mache ich Feuer ohne Streichhölzer und Feuerzeug?
Wochenendkurse
Survival Wochenenden vertiefen das Grundlagentraining und das am ersten Tag vermittelte Wissen. Neue Praxisübungen und pragmatisches Wissen bringen die Teilnehmer weiter auf dem Weg zu Selbstversorgern.
Survival Wanderung
Hier müssen Teilnehmer zeigen, was sie im ersten Survival Training gelernt haben und für kurze Zeit in der Wildnis überleben könnten. Begleitet von den Kursleitern nehmen Sie die Wanderung selbst in die Hand und kämpfen sich mit Basisausrüstung voran.
Dabei werden neue Situationen und Herausforderungen aufgezeigt und eingeübt, die im normalen Survival Training nur schwer zu simulieren sind – von der Überquerung reißender Gewässer über die korrekte Routenplanung bis zum Bau einer Unterkunft und Verpflegung bei Verletzungen.
Intensiv-Survival-Training
Für dieses Survival Training simulieren Veranstalter Extremsituationen, die die Teilnehmer bewältigen müssen. Dabei werden die Abenteurer nicht nur körperlichen sondern auch psychischen Belastungen ausgesetzt, die in echten Überlebenssituationen auf die Gruppe zukommen würden. Sinn und Zweck dieses Survival Trainings ist vor allem, gemeinsam extreme Herausforderungen zu bewältigen und die optimale Arbeit im Team zu lernen.